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Thema: Brees verlorener Sohn Fr Sep 19, 2008 5:11 pm
Brees verlorener Sohn
Geschichte von Andreji "Wahnsinnsfaust"Delany-Waffenmeister aus Mittelerde
Mit meiner Kindheit verbinde ich nicht viele gute Dinge.An noch weniger Sachen erinnere ich mich allzu gerne zurück. Hunger und Kälte um einige ständige Begleiter zu nennen,wobei mich die Kälte der Herzen der meisten Bewohner von Bree heute immer noch frösteln lässt. Ausgesetzt am Bettlerhof,mit vielen andere Bälger von Eltern,die nicht mehr genug Mittel hatten,die restlichen Mäuler zu stopfen. Geschweige denn mit meinem immerwährend knurrenden Magen fertig zu werden. Jedoch erinnere ich mich heute noch so gut zurück, an ein besonders warmes Herz,als wäre der Tag an dem mich Truls fand,der Gestrige gewesen. Es war eine finstere kalte Frühlingsnacht,der Hunger entlies mich nicht in die warmen tröstenden Hände des barmherzigen Schlafes. Ich lag zitternd ,vor Hunger oder Kälte,sucht es euch aus,(nach neun Jahren in der Gosse kann man diese Gefühle nicht mehr voneinander unterscheiden), unter den flackernden Schein einer Fackel auf meinem Bündel Lumpen den ich mir in einer windgeschützten Nische zurecht gemacht hatte. Die anderen Kinder in unserem Viertel erging es nicht recht viel besser und viele hatten den bitteren Winter nicht überlebt. So drängten wir uns zusammen und spendeten uns gegenseitig Wärme in den kalten Nächten,und verteidigten unsere kargen Essensreste,sofern ein Bauer mal mitleidig ...oder unsere Finger flink genug gewesen waren, gegen die Ratten. In jener einen Nacht jedoch,als alle Jungs schliefen und ich hungrig in die Nacht starrte,geronnen vor mir die Schatten und formten einen hageren menschlichen Körper. Gebückt schleichend näherte sich eine dunkle Gestalt unserem Lager. Es gab viele Gerüchte in den Gassen,das gewisse Menschenhändler aus dem Osten Nachts die Stadt durchstreiften auf der Suche nach jungen kräftigen Burschen,die sie gewinnbringend als Sklaven an Korsaren oder schlimmere Gestalten versteigerten. Instinktiv schloss ich meine Augen zu einem dünne Schlitz und beobachtet den Schleicher weiter als er näher und näher kam. Im Schein der Wandfackel konnte ich einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschen,und meine Herz schien vor Angst einen Schlag auszusetzten,nur um dannach mit doppelter Wucht und Schnelligkeit weiter zu schlagen. Eine grosse gebogene Nase,die an einen Adlerschnabel erinnerte, verunzierte ein hageres Gesicht in dem ein paar listige blaue Augen funkelten. Quer über die Stirn prangte eine grosse hässliche Narbe die kaum verheilt war,und über dem dünnlippigen Mund trohnte ein prächtiger,sorgfältig gezwirbelter Schnurrbart. Das alles nahm ich im Bruchteil einer Sekunde wahr,und ich wusste instinktiv das mit diesem Kerl nicht zu scherzen war. Lautlos bückte sich die Gestalt und hantierte am Rand unseres Lagers herum,wobei ich nicht genau erkennen konnte was er da eigentlich machte. Bevor mir bewusst war wurde ich eigentlich tat,fuhr ich in die Höhe und schrie den Kerl an. So stand ich da,breitbeinig,die Hände zu Fäusten geballt vor einem bis ins Mark erschrockenem und verdutzten Fahrenden der lediglich,wie sich danach rausstellte, einiges an mitgebrachtem gestohlenen Gemüse bei uns deponierte. Das alles nahm ich in meinem erschrockenen Zustand natürlich nicht wahr,holte aus und lies dem armen Mann meine Rechte gegen sein Kinn krachen,sodass er sich rücklings auf seinen Hosenboden setzte. Plötzlich waren die anderen auch hellwach und blinzelten die ganze Szene aus ungläubigen Augen an. Der Mann rieb sich belustigt sein Kinn und murmelte etwas von "Du hast ja eine Wahnsinns Faust, Kleiner".In dieser Nacht bekam ich meinen Namen,und jeder der mich kannte nannte mich seitdem "Wahnsinnsfaust" Die Lage entspannte sich schnell,als alle erleichtert in das ansteckende Gelächter von Truls mit einstimmten.Danach gab es ein kleines Festmahl,und Truls erzählte mir von den Wandersleuten,die sich die "Fahrenden" nannten.
Drei Wochen später machten sich Truls und seine Sippe wieder auf zum nächsten Ort. In dieser Zeit war ich viel mit Truls zusammen und irgendwie wuchs ihm der neun jährige Junge mit der Wahninns Faust ans Herz, so das er beschloss ihn mitzunehmen. So wuchs ich bei dem Fahrenden Volk auf und wurde einer von ihnen.
Truls war etwas enttäuscht als ich viel Zeit mit Talrend,dem Waffenmeister der Sippe verbrachte,der mir alles Wissenswerte über Waffen und Kampf beibrachte, jedoch sah er ein,das ein Ochse von einem Kerl,zu dem ich geworden war,sich schlecht in seinem bevorzugten "Fachgebiet",der Diebeskunst machte. Talrend jedoch bemerkte nach einigen ersten Übungsgängen schnell worin mein Talent lag,und ich genoss jede seiner Lektionen. Meinen Platz bei der Sippe bestritt ich bei Smug,einem sehr talentierten Zwergenschmied,der mit uns reiste.
Viele Winter sind seitdem ins Land gegangen,und wir lagern zur Zeit in Stadel nahe meiner alten Stadt Bree,an ein alten Festung deren Namen ich nicht mehr weiss.
Letzte Nacht wurde unser Wagenring von Räubern gesprengt,und es kam zu einem erbitterten Kampf,wobei Talrend zu schwer verletzt wurde. Als er in den Händen unserer Kräutermutter verstarb,schworen Truls und ich ihm Blutrache,wie es bei uns üblich ist. Das letzte mal als ich Truls sah stand er mir gegenüber am Lagerfeuer und verstaute seine unzähligen Dolche an seiner Lederrüstung. Im roten Widerschein des Feuers nickte er mir zu,und ich erwiderte ihm stumm seinen Abschiedsgruss.
Nun stehe mit gemischten Gefühlen am Stadler Tor vor meinem Bree,und gehe dem Hauptmann dessen Aufruf zur Miliz bis nach Stadel gedrungen war langsam entgegen.
Nervös rücke ich den Zweihänder der an meinem Rücken befestigt ist zurecht.
Ich habe das Gefühl,die Schatten meiner Vergangenheit holen mich ein...